Presseberichte
Foto: Michael Lebed
sarah_spitzer003012.jpg
"Aber was man musiziert, ist doch immer der ganze Mensch"
VON PETER KRAUSE
Armin Müller-Stahl und die Philharmoniker erwecken Gustav Mahler in einem Experiment von Kerstin Schüssler-Bach zu neuem Leben
...
Armin Mueller-Stahl rezitierte, Philippe Auguin dirigierte, Sarah Spitzer spielte Mahlers nun wortlose Lieder auf der Violine...
...
Was wir davon gestern erfuhren, war indes erhellend, berührend und vertiefend. Und das für Mahler-Liebhaber und -Neulinge zugleich. Dies lag an der klugen Textauswahl, die nicht allein Mahlers Weltschmerz huldigte, sondern gar manche Anekdote aus seinen Hamburger Opernjahren einstreute. Es lag an Mueller-Stahls subtilem Vermögen, mit seiner belegten Stimme Mahlers Pathos zu sublimieren, ihm feinen Humor und kleine persönliche Kommentare beizumischen.

Es lag an Sarah Spitzers zartsüßem, fast keuschen Seelenton, mit dem sie der uraufgeführten Bearbeitung Authentizität verlieh. Und es lag an den Philharmonikern, die ihren Mahler mit samtig lichtem Tonfall spielten. So erfüllte sich Mahlers Sentenz: "Aber was man musiziert, ist doch immer der ganze (also fühlende, denkende, atmende, leidende) Mensch."
8. September 2008, 02:23 Uhr
Bad Zwesten. Sie ist erst Mitte 20 und zählt schon zur aufstrebenden Generation deutscher Geiger: Sarah Spitzer. Der Schauspieler Armin Mueller-Stahl war ihr Förderer. Gertenschlank und im roten, schwarzbestickten, schulterfreien Konzertkleid bot sie vor den schwarz gekleideten Orchestermusikern einen aparten Anblick beim Konzert in Bad Zwesten.
Spitzer trat gemeinsam mit der Philharmonie Kalischka aus Polen auf. Die Geigerin hatte sich Peter I. Tschaikowskis einziges und berühmtes Violinkonzert D-Dur op. 35 aus dem Jahr 1878 vorgenommen: ein Werk, in dem die Stimmung hin und her wechselt und das der Violine eine Führungsrolle zuteilt.
Sie beeindruckte das Publikum: Die Violinistin Sarah Spitzer bei ihrem Auftritt in Bad Zwesten. Foto: Auerbach
Höchst anspruchsvoll zu spielende Passagen folgen rasch hintereinander. Kurz gesagt, in den drei Sätzen wird vom Solisten großes Können verlangt.

Damit nicht genug. Der russische Komponist (1840 bis 1893) machte mit seinem Fingerzeig: „Nur die Musik vermag zu rühren, zu bewegen und zu erschüttern, die der Tiefe einer durch Inspiration erregten Künstlerseele entströmt“ deutlich, dass es auf Hingabe, Leidenschaft und Gefühl ankommt.

Mit dieser gewaltigen Aufgabe stand Sarah Spitzer im Mittelpunkt des 8. Sinfoniekonzerts in der Kulturhalle der HWK II in Bad Zwesten.

Die Geigerin ging beherzt voran. Ihr wundervolles Spiel zauberte warme und reine Töne aus der Panormo-Geige hervor. Die Solistin ließ das Instrument jubilieren und aus Tiefen in höchste Höhen aufsteigen. Virtuos, voller Risiko stürmte sie leichtläufig durch die große Solokadenz und entfaltete wenig später die empfindsamsten, poetischsten Töne in der Canzonetta.

Das Orchester begleitete feinfühlig. Wie unvergleichlich schön klang doch sein weicher und gefühlvoller Einsatz nach dem minutenlangen Violinsolo im ersten Satz. Sarah Spitzer gelang es, das Konzert mit ihrem Spiel zu gestalten. Es war der Auftritt einer Geigerin, die ihre Klasse bestätigte. Die Zuhörer waren hell auf begeistert.

Das Konzert eröffnete die Philharmonie Kalischka mit Franz Schuberts Ouvertüre zum Schauspiel „Rosamunde“ von Helmina Chézy aus dem Jahr 1820.

Die 2. Sinfonie D-Dur op. 73 von Johannes Brahms (1833 bis 1897) rundete den Abend ab und beschloss ihn. In beiden Werken ließ Dirigent Volker Schmidt-Gertenbach das Orchester das Spektrum seines Könnens zeigen. Die Musiker lieferten eine fabelhafte Leistung ab und boten dem Publikum ein mitreißendes Hörerlebnis. In den herzlichen Applaus für die Solistin und das Orchester mischten sich Bravorufe.

Von Michael Auerbach
Sternstunde der Kammermusik
20.09.2010 - WIESBADEN
Von Richard Hörnicke
KONZERT Sarah Spitzer und Mike Jin

Im März vergangenen Jahres spielten sie im Musiksaal des Stadtschlosses zum Abschluss der Woche der Brüderlichkeit, nun stellten sich Geigerin Sarah Spitzer und Pianist Mike Jin in St. Mauritius im „Konzert junger Künstler“ vor. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt - die unter der Ägide Marlene Schmidts veranstaltete Konzertreihe ist inzwischen zu einer festen Institution geworden, einige der jungen Nachwuchsmusiker haben schon auf den „großen“ Podien Karriere gemacht.

Bereits damals wurde Sarah Spitzer und Mike Jin ein Spiel in bestechender Harmonie bescheinigt, diese nahtlose Übereinstimmung ließ auch diesmal die Interpretation von Beethovens Sonate in A-Dur op. 47 zu einer Sternstunde der Kammermusik werden. Da stimmte einfach alles, die Rubati und Zäsuren wurden sensibel ohne den geringsten Blickkontakt der beiden Künstler erfasst. Die überzeugende in kluger Disposition getroffene Geradlinigkeit der Gestaltung verriet überzeugende Formkraft. Die sensibel und kantabel realisierten Variationen des Andantesatzes korrespondierten packend mit den in technischer Virtuosität und markant gestalteten Prestosätzen - Sarah Spitzer mit seidenweichem, auch resolut zupackender Tongebung, Mike Jin in brillant lockerem, geschmeidigem Zugriff, entsprechend begeisterter Widerhall im Auditorium. Begonnen hatte das Konzert mit der Violinsonate in g-Moll Claude Debussys, die der Komponist 1917 kurz vor seinem Tod als letztes Werk geschrieben hatte, von der Violinistin mit der souveränen Begleitung Mike Jins in schlackenlosem, blühendem Ton und einem tänzerisch pulsierenden, virtuosem Finale pointiert nachgezeichnet.

Debussy und Eugène Ysaye waren befreundet, so lässt die Interpretation von dessen dritter Solo-Violinsonate auf bewusste Planung bei der Programmgestaltung schließen. Dieses eminent schwierige Werk des belgischen Komponisten wie auch Pablo de Sarasates nicht minder anspruchsvolle „Carmen-Fantasie“ op. 25 standen im ersten Teil des Konzerts, während der zweite Teil dem Beethoven vorbehalten blieb.

Es spricht für die Künstler, dass sie dieses doppelte Virtuosenfeuerwerk nicht aus Effektgründen an den Schluss des Nachmittags stellten - die vertrackten technischen Schwierigkeiten in der Sonate Ysayes wurden von der Solistin bravourös gemeistert, im Verein mit dem Pianisten wurden die Zuhörer in Sarasates „Carmen-Fantasie“ hinreißend und temperamentvoll in andalusische Gefilde geführt - alles in allem: ein höchst bemerkenswerte Konzert.

sarah_spitzer003008.gif sarah_spitzer003007.gif sarah_spitzer003005.jpg
1
2
3
sarah_spitzer003004.gif sarah_spitzer003003.gif sarah_spitzer003001.jpg
1
2
3
select.gif